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spektrum 46/2018
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INTERN
AUFL?SUNG DES R?TSELS
AUS HEFT 45
Der im letzten R?tsel gesuchte gelernte Schreiner, der nach-
folgend als Bauleiter, Mühlen- und Brückenbauer, Architekt
sowie Kartograph gearbeitet hat und schlie?lich zum würt-
tembergischen Hof- und Landesbaumeister aufstieg, war
Heinrich Schickhardt. Geboren wurde er am 5. Februar 1558
in Herrenberg, verstorben ist er am 24. Januar 1635 in Stutt-
gart [1].
Auf ihn gehen zahlreiche bis heute erhaltene Renaissance-
bauwerke im Land zurück. ?ber diesen damals angesagten
Baustil hat Schickhardt sich bei zwei Studienreisen vor Ort in
Italien informiert. Sein Reisebericht erschien 1602 als Buch [1].
Einige Bauten im Umkreis unserer Hochschule sind die Er-
weiterung und Fassade des alten Rathauses in Esslingen und
des Stiftsfruchtkastens (jetzt
Haus der Musik
) am Schiller-
platz in Stuttgart, die Stadtkirche G?ppingen sowie der nach
1970 wieder entdeckte und restaurierte Pomeranzengarten in
Leonberg.
Neben dieser Arbeit an einzelnen Geb?uden hat er als Stadt-
planer sowohl einzelne Stadtquartiere wie die
Neuveville
in
Montbéliard als auch ganze Stadtanlagen entworfen. Am
bekanntesten ist die auf Anweisung von Herzog Friedrich
1599 v?llig neu – sozusagen auf der grünen Wiese – angeleg-
te Planstadt Freudenstadt. Daneben sind aber zum Beispiel
auch die beiden Orte Schiltach und Oppenau im Schwarz-
wald zu nennen, die 1590 und 1615 bei gro?en Stadtbr?nden
vollkommen zerst?rt wurden. Brandschutz war damals, als in
Haus und Hof selbstverst?ndlich mit offenem Feuer gekocht,
beleuchtet und gearbeitet wurde, ein wirkliches Problem –
fast m?chte man sagen, in einem gewissen Gegensatz zu
heute, wo Feuer durch Privatpersonen ja meist nur gut ab-
geschirmt im Heizungsbrenner und vielleicht auch noch auf
dem Gasherd eingesetzt wird. Schickardt erstellte im Auftrag
des Herzogs die Pl?ne für den Wiederaufbau der beiden ab-
gebrannten St?dte. Sie lassen sich noch heute am Stadtbild
erkennen, im Fall von Oppenau zum Beispiel daran, dass die
neu gebauten H?user nun alle mit ihrer schmalen Giebelseite
zur gerade durchlaufenden Hauptstra?e hin orientiert sind.
Sehr interessant sind auch seine technischen Bauten, wie der
467 m lange Stollen zur Regulierung des Wasserstands im
ehemaligen Bodenlosen See im Fischbachtal hinter Seeburg
bei Bad Urach [2]. Auch die 1603 fertiggestellte Neckarbrü-
cke in K?ngen ist hier zu nennen. Nachdem der Vorg?nger-
bau 1599 bei einem Hochwasser zerst?rt worden war, erhielt
Schickhardt den Auftrag, eine neue und stabilere Brücke zu
bauen. Am Ende betrugen die Kosten zwar 230% des ur-
sprünglichen Voranschlags von 4460 Gulden. Dafür war sie
aber gut gearbeitet und widerstand allen Hochwassern und
sonstigen Einwirkungen bis zum 20. April 1945, als in den
letzten Kriegstagen zwei Brückenb?gen gesprengt wurden [3].
Der glückliche Gewinner des R?tsels aus Heft 45 hei?t
Lukas Schneller
Die Redaktion gratuliert herzlich!
Quellen
[1]
de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Schickhardt;
Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 725 –
727; online:
[2]
[3]
geschichtsverein-koengen.de/UBruecke.htm
[4] Aufnahme hkaess
[5]
commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=321992
Abb. 2: Giebelst?ndige H?user in Oppenau. [4]
Abb. 1: Ulrichsbrücke über den Neckar in K?ngen. [5]